Was war diese Woche los? Was wurde nicht geschrieben, sollte aber berichtet werden? Jeden Freitag stellt die zenith-Redaktion nun diese Fragen. Fünf Meldungen der Woche, zum Auftakt vom Kongo bis nach Pakistan.
Jordaniens Journaille: Presse boykottiert Regierung
Druckereien stehen still, Kioske verwaisen, Straßenverkäufer bleiben mit leeren Händen zurück. Nach einem eintägigen Journalisten-Streik in Jordanien wundern sich die Leser über das Ausbleiben der Dienstagsausgabe zweier Tageszeitungen. Die Redaktionen der staatlichen Gazetten al-Rai sowie der englischsprachigen Jordan Times protestieren auf diese Weise gegen die Ernennung des ehemaligen Innenministers Mazen Saket in den Vorstand der »Jordan Press Foundation«, welche die beiden Blätter herausgibt.
Mit Saket sei ein »Feind der Pressefreiheit« in den Posten gehievt worden, erklärten die Streikenden in einer Meldung. Hinter diesem offiziellen Statement verbirgt sich jedoch in erster Linie Kritik an Premierminister Abdullah Nsur. Dessen Regierung hat bereits 2011 getroffene Vereinbarungen über Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten bei al-Rai und Jordan Times bis heute nicht umgesetzt. In der zitierten Pressemeldung heißt es weiter, die Mitarbeiter boykottierten fortan jene Nachrichten, die den Premierminister und seine Regierung beträfen.
Zuvor seien Bestrebungen, die beiden in den 1970er Jahren gegründeten Zeitungen zu reformieren, von Regierungsseite stets unterbunden worden. »Wir haben eine historische Rolle, den Jordaniern und dem haschemitischen Thron zu dienen – und nicht der Regierung von Abdullah Nsur,« heißt es bei der Jordan Times weiter. Wo soll diese Auseinandersetzung nun aber ausgetragen werden, wenn nicht auf den Seiten der jordanischen Presse? Am Dienstag, 12. November, herrschte jedenfalls Funkstille in diesem Bereich der Öffentlichkeit.
Katars Käfig: Belounis muss bleiben
Vergangenes Wochenende war Sepp Blatter zu Besuch beim katarischen Staatsoberhaupt Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani – zu einem Treffen des dort festgehaltenen Fußballers Zahir Belounis konnte der FIFA-Chef sich aber nicht durchringen. Der konnte seinen Albtraum vom Golf noch immer nicht hinter sich lassen, obwohl ihm der Erhalt seines Ausreisevisums bereits für den 21. Oktober zugesagt worden war. Nach zwei Jahren Rechtsstreitigkeiten, Hungerstreik und Suizidgedanken löste sich damit erneut die Hoffnung auf ein Entkommen in Luft auf.
Der 33-jährige Zahir Belounis hat das gleiche Problem wie unzählige Fremdarbeiter in Katar: Für alle Ausländer, die in dem Land arbeiten, gilt das Kafala-System. Ein Visum gibt es nur, wenn ein katarischer Sponsor dieses beantragt. Dasselbe gilt jedoch auch für die Ausreisegenehmigung. Und ein Wechsel des Arbeitgebers hängt ebenfalls von den Wünschen des Sponsors ab. Belounis war 2007 für eine beträchtliche Summe von den Kataris angeworben worden und spielte für den Club El-Jaish, den er als Kapitän in die erste Liga schoss.
Dann, vor zwei Jahren, wollte der Verein plötzlich nichts mehr von ihm wissen. Für Belounis folgte eine Zeit ohne Einkünfte – aber auch das Ausreisevisum wurde nicht ausgestellt. So sitzt der Fußballer fest im goldenen Käfig Katar und lebt mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern in der Warteschleife.
Pakistans Popstar: Nachruf auf einen Talib(an)
Den Bart zum Schnauzer gestutzt, gut gekleidet, in schickem Wagen, mit Doktortitel und zahlreichen Businesskontakten rund um den Globus – so stellt man sich den Anführer einer islamistischen Miliz aus Pakistan gemeinhin nicht vor. Doch das war Nasiruddin Haqqani, bis er am 11. November von einem vorbeifahrenden Motorrad aus mit dutzenden Kugeln regelrecht durchsiebt wurde. Das Attentat ereignete sich am nordöstlichen Stadtrand der Hauptstadt Islamabad, wo Haqqani allem Anschein nach lebte.
Mit einem frischen Laib Brot im Arm hauchte der von den USA gesuchte Terrorist im Alter von 30 Jahren sein Leben aus – das bestätigten in ungekannter Einhelligkeit sowohl der pakistanische Geheimdienst wie auch ein Taliban-Sprecher. Die Identität der Täter gibt bislang Rätsel auf. Nasiruddin Haqqani agierte vor allem als Finanzier des von seinem Vater Jalaluddin im Krieg gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans gegründeten militanten Haqqani-Netzwerkes.
Gerade im Kampf gegen die Präsenz der US-Truppen am Hindukusch gelten die Kombattanten des Haqqani-Netzwerkes als hartnäckige Gegner der Amerikaner. Zahlreiche Drohneneinsätze in der Grenzregion Waziristan im Norden Pakistans richteten sich gegen Militante aus dessen Reihen. Im August 2012 fiel Nasiruddins Bruder Badruddin einem solchen Angriff zum Opfer. Der ältere Bruder Sirajuddin übernahm die militärische Führung. Mit Nasiruddin verschwindet nun ein potenzieller Vermittler für Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban von der Bildfläche.
Kongos Krieg: Der Frieden ist abgeblasen
Am Montag hätte der Friedensvertrag unterzeichnet werden können: In der Nähe der ugandischen Hauptstadt Kampala hätten sich die Demokratische Republik Kongo und die Rebellenbewegung »M23« die Hände reichen sollen. Doch der Friedensplan des Vermittlers Uganda ist gescheitert: Die Konfliktparteien konnten sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Vertreter aus Kinshasa weigerten sich, das Dokument zu unterschreiben.
Ein Sprecher der kongolesischen Regierung machte dafür ausgerechnet den »ehrlichen Makler« verantwortlich: »Uganda scheint nun zum Teil des Konflikts zu werden. Das Land hat seine eigenen Interessen«, sagte er. Die Rebellen waren ins Nachbarland geflohen, als die kongolesische Luft für sie immer dünner wurde. Nach 18 Monaten der Gewalt mussten sie ihre Niederlage eingestehen.
Seit dem 7. November befindet sich auch Kommandant Sultani Makenga in Uganda. »Wir haben verschiedene UN-Konventionen unterschrieben, insbesondere die UN-Konvention über Kriegsgefangene. Wir können die Rebellen daher nicht einfach an die kongolesische Regierung überstellen – eine Regierung, vor der sie geflüchtet sind und die sie bekämpft haben«, sagte Ugandas Armeesprecher Ofwono Oponda der Deutschen Welle.
Libyens Landkarte: Selbstverwaltung im Osten
Eigenmächtig hat sich im Osten Libyens eine autonome Regionalregierung formiert, die der schwachen Zentralmacht in Tripolis die Stirn bietet. Bereits am 6. März 2012 erklärte eine Versammlung von Stammesführern und Milizkommandeuren die Provinz Kyrenaika – wie das Gebiet seit der griechischen Antike genannt wird – zur selbstverwalteten Zone. Alle regionalen Angelegenheiten sollten einem eigenständigen Rat unter der Leitung des unter Gaddafi verfolgten Ahmed al-Senussi unterliegen.
Dieser beanspruchte sogleich die Kontrolle über weite Teile des ölreichen libyschen Ostens wie auch die Gebiete entlang der Küste. Die Zentralregierung zeigte sich bislang außerstande, auf die Forderungen der rebellierenden Stammesführer und Milizen nach mehr politischer Mitsprache und Teilhabe am Ölgeschäft einzugehen. Daher litt die Region zuletzt unter der Blockade der dort lagernden Ölvorkommen von Seiten der Rebellen. Jetzt übernimmt der Regionalrat komplett und verspricht, die Ausfuhrmenge wieder zu erhöhen.
Das Nachsehen hat die Regierung von Ali Zeidan in Tripolis: 60 Prozent der nationalen Ölreserven stehen nun unter der Kontrolle der Regierung von Kyrenaika. Unter dem schwarzen Banner Kyrenaikas mit weißem Sichelmond und Stern wurden die frisch gekürten 20 Minister am 3. November in ihr Amt eingeführt.