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Scholl-Latours-Erben: Jan Kuhlmann

»Am Checkpoint nicht zu schnell aufgeben!«

Portrait
Scholl-Latours-Erben: Jan Kuhlmann

Jede Woche fragen wir einen Nahost-Korrespondenten: Wie halten Sie es mit Scholl-Latour, dem großen Erklärer der arabischen Welt? Diese Woche antwortet dpa-Korrespondent Jan Kuhlmann.

Ein halbes Jahrhundert lang berichtete der Fernsehjournalist Peter Scholl-Latour von Krisenherden in Afrika und Asien, erzählte vom islamischen Wesen und ärgerte damit Wissenschaftler. Im Sommer 2014 verstarb der Bestsellerautor mit 90 Jahren. Wer erklärt den Deutschen nun den Orient? zenith nimmt Kandidaten unter die Lupe. Diese Woche antwortet dpa-Korrespondent Jan Kuhlmann.


 

  • Geboren: 22. September 1971
  • Wohnort: Istanbul
  • Ausbildung: Studium Geschichte, Islamwissenschaft, VWL und Arabisch (Hamburg und Kairo)
  • Karriere: Volontariat bei den Kieler Nachrichten, danach bei dpa, Mannheimer Morgen, Rheinischer Merkur und frei für verschiedenen Medien; seit 2014 dpa-Korrespondent für die arabische Welt

 


 

Wie kamen Sie dazu, Nahost-Journalist zu werden?

Es sollte nach der Schule die große, weite Welt sein. Russland kam mir zu kalt vor und China zu weit weg. Dann also die arabische Welt.

 

Welche nahöstlichen Sprachen beherrschen Sie?
Beherrschen? Wer hat sich diese gemeine Frage ausgedacht? Mit meinem Arabisch schlage ich mich einigermaßen durch. Mein Türkisch reicht für den Alltag.

 

Der Orient riecht nach ...
Nach frisch gegrilltem Kebab in Erbil. Nach Müll auf den Straßen Beiruts, aber auch nach frischem Grün in den Bergen des Umlands. Nach Abgasen und Staub in Kairo – und nach lange eingekochtem Ful. Nach Weihrauch im Oman. Nach frisch gemahlenem Kaffee in Jerusalems Altstadt. Nach Apfeltabak der Wasserpfeifen in Ramallah. Nach Minztee und Falafel in Aleppo und Damaskus.

 

Apropos: Wo liegt er eigentlich, dieser Orient?
Nah an meinem Herzen.

 

Drei No-Gos für westliche Reporter im Nahen Osten?
Arabischen Kaffee bis auf den letzten Schluck austrinken (Bodensatz bäh). An einem irakischen Checkpoint zu schnell aufgeben (irgendetwas geht – fast – immer). Hocharabisch mit einem Taxifahrer in Kairo sprechen (Gelächter).

 

Ihr größter journalistischer Fauxpas?
Eine Meldung über Osterfeiern im Umland von Mosul, die nie stattgefunden haben (musste zurückgezogen werden).

 

Am meisten über den Orient gelernt habe ich ...
… an langen Abenden bei Arak und Wasserpfeife mit meinem Freund Sami K.

 

Ein Roman über die Region, den jeder gelesen haben sollte.
Hisham Matar: »Die Rückkehr«.

 

Peter Scholl-Latour war für mich ...
… ein immerwährender Auslöser für Diskussionen mit meinem Vater.

 

Die Geschichte, die sie schon immer machen wollten, zu der Sie aber nie kamen.
Eine Reportage über eine Reise durch den Irak: von der Grenze im Norden bis ans Meer im Süden.

Von: 
zenith-Redaktion

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