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Papst Franziskus in Jordanien

Mission humanitäre Luftbrücke

Feature

Peter Scholl-Latour überreicht dem Papst vor dessen Nahost-Reise eine Petition mit über 52.000 Unterschriften für eine humanitäre Luftbrücke für Syrien. Auf dem Besuchsprogramm des Papstes steht auch ein Flüchtlingslager in Jordanien.

Peter Scholl-Latour hat auf dem Petersplatz in Rom dem Papst die an den Sicherheitsrat der UN gerichtete Petition »SOS! Syrien stirbt! Internationale humanitäre Luftbrücken für Syrien!« überreicht. Der Publizist und Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG) traf Papst Franziskus im Rahmen einer Delegationsreise mit Khouloud Daibes, der Botschafterin Palästinas in Deutschland und Wolfgang Huber, Präsident des internationalen päpstlichen Missionswerks »Missio«. Grund für den Zeitpunkt der Delegationsreise ist die bevorstehende Nahost-Reise des Papstes.

 

Vom 24. bis 26. Mai 2014 wird das geistliche Oberhaupt der katholischen Christen Jordanien, Israel und Palästina besuchen. Auf dem Programm steht dabei unter anderem ein Treffen mit Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak in Jordanien. Neben der traditionellen Bedeutung der Pilgerreise des Papstes für die Christen im Heiligen Land, will Franziskus auch einen ausdrücklichen Friedensappell an die Parteien im Nahost-Konflikt richten. Peter Scholl-Latour ging bereits Anfang des Jahres in einem Interview mit domradio auf die Papst-Reise ein.

 

Er erwähnte dabei die bedrohliche Lage der acht bis zehn Prozent der Christen in Syrien und die Beteiligung anderer Länder am Syrienkonflikt. »Syrien war der einzige säkulare Staat in der arabischen Welt, und wir haben ihn kaputtgemacht.« Von der Papst-Reise erhoffe er sich eine »energische Sprache«, Solidaritätsbekundungen mit den in Syrien und Palästina lebenden Christen und gleichzeitiges Aufbrechen von verhärteten Fronten. Ein Besuch im Libanon wäre dafür aufgrund des dortigen Konflikts zwischen Sunniten und Schiiten wünschenswert gewesen.

 

Bei seinem Besuch im Vatikan überreichte Peter Scholl-Latour dem Papst die im 15. April 2014 gestartete Petition für eine humanitäre Luftbrücke für Syrien. Über die Petitionsplattform change.org haben bisher über 52.000 Unterstützer unterschrieben. Den Erstunterzeichnern, darunter auch die Politiker Peter Gauweiler und Wolfgang Kubicki, haben sich mittlerweile viele weitere bekannte Prominente angeschlossen, darunter etwa Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper im Schiller-Theater Berlin.

 

Die Petition fordert Deutschland, die EU, die ehemaligen GUS-Staaten und die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf, umgehend »Hilfsgüter (Zelte, Baumaterial, Arzneimittel und Lebensmittel) an die türkisch-syrische Grenze, in den Libanon und nach Jordanien zu transportieren«. Dem Libanon drohe aufgrund der Flüchtlingsströme der Kollaps. »Ohne Hilfe von außen wird er als Staat physisch ersticken«, heißt es in der Petition. An der türkisch-syrischen Grenze und in Jordanien nimmt die Zahl der Flüchtlinge zu.

 

Bis Europa schafften es bisher nicht einmal vier Prozent von ihnen. Seit 2011 tobt in Syrien ein Krieg, der bisher mehr als 100.000 Todesopfer forderte. Anfang 2014 stellte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte die Aktualisierung der Opferzahlen ein, weil der Zugang zu den umkämpften Gebieten nicht ausreichte, um genaue Opferzahlen zu ermitteln. Auch die Daten externer Quellen konnten die UN nicht mehr prüfen. Laut Auswärtigem Amt benötigen insgesamt rund 9 Millionen Syrer humanitäre Hilfe. Seit 2012 hat Deutschland dafür rund 440 Millionen Euro bereitgestellt. Erst Ende Februar 2014 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat eine Syrien-Resolution, die Damaskus auffordert, humanitäre Hilfe zuzulassen.

Von: 
Laura Pannasch

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