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Profil: Yusuf Al-Otaiba

Markenbotschafter

Portrait
Yusuf Al-Otaiba
Embassy of the United Arab Emirates

Yusuf Al-Otaiba führt die Charme-Offensive der Vereinigten-Arabischen-Emirate in den USA. Gegen einen solchen Muslim hat selbst Trump nichts einzuwenden.

Yusuf Al-Otaiba war der Aufstieg zu einem der wichtigsten Machtmanager am Golf in die Wiege gelegt. Sein Vater Mana Al-Otaiba stand insgesamt sechs Mal an der Spitze der OPEC und galt als enger Berater von Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem Gründungsvater der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Heute setzt dessen Sohn Mohamed Bin Zayed (MBZ), Kronprinz von Abu Dhabi und wichtigster Strippenzieher auf der Arabischen Halbinsel (siehe zenith 3/2017), auf den Ratschlag von Yusuf Al-Otaiba.

Otaiba stand MBZ schon Anfang der 2000er Jahre beim Aufbau der emiratischen Streitkräfte zur Seite – der Beginn einer Männerfreundschaft, die wohl mehr als einmal hochprozentig besiegelt wurde, glaubt man den im Sommer geleakten E-Mails (aber dazu später mehr). Damals erwarb sich Otaiba auch den Respekt auf diplomatischem Parkett. So überzeugte er 2006 als Unterhändler die anderen Golfstaaten, die Aufstockung der US-Truppen im Irak politisch zu unterstützen. Mit dem Botschafterposten in Washington gelangte Otaiba 2008 in die Position, um diese Beziehung weiter zu kultivieren, und setzte nicht zuletzt auf sein Erscheinungsbild. Redegewandt und adrett gekleidet plauderte er im US-Frühstücksfernsehen über Kampfjet-Pilotinnen und wohltätige Stiftungen in den VAE. Der 43-Jährige Sohn einer Ägypterin verdichtete so in seiner Person, wie sich die VAE gern sehen: Freund der USA im Nahen Osten, moderat islamisch, wirtschaftsliberal.

Bei den Neuankömmlingen im Weissen Haus und im State Department findet der smarte Lobbyist mehr Gehör als je zuvor

2015 stiegen die VAE in den bis heute andauernden Krieg im Jemen ein. Und Otaiba gehört zu den geschäftigsten Gästen in den Gängen des Kongresses, um Politiker und Öffentlichkeit ungeachtet des humanitären Desasters von der Notwendigkeit des Waffengangs zu überzeugen.

Otaiba spielte der Neuordnung der US-Politik in die Hände. Seit Donald Trump Präsident ist, steigt Otaibas Ansehen beständig – ebenso wie sein Einfluss. Denn bei den Neuankömmlingen im Weißen Haus und im State Department findet der smarte Lobbyist noch mehr Gehör – und bekam so auch Zugang zu streng vertraulichen Gesprächsrunden im Pentagon. Otaiba kann auf grünes Licht aus Washington bauen – zumindest unter Trumps Gefolgsleuten. Dessen Schwiegersohn zählt der Botschafter etwa zu seinen persönlichen Freunden. Und weil der unbeleckte Jared Kushner als Sondergesandter für Nahost auserkoren wurde, hat Otaiba beste Voraussetzungen, um die Trump-Regierung von der wiedergefundenen Stärke der Golf-Verbündeten zu überzeugen. Otaibas Omnipräsenz macht ihn zur Zielscheibe für politische Gegner. Auf dem Höhepunkt der öffentlichen Schlammschlacht zwischen prokatarischen und prosaudischen Medien veröffentlichte eine Gruppe unter dem Namen »GlobalLeaks« E-Mails aus Otaibas gehacktem Hotmail-Account. Für Schlagzeilen sorgten Details über Otaibas feuchtfröhliche Vergangenheit als Stammgast in den Bars und Strip-Clubs der US-Hauptstadt.

Im Großen und Ganzen hat Otaiba die E-Mail-­Affäre aber unbeschadet überstanden. Und ein Ruf, hin und wieder einen guten Drink zu nehmen, muss auch nicht unbedingt schlecht sein, um als öffentliches Gesicht der VAE in den USA für Sympathien zu werben.

Von: 
Stian Overdahl

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