Die neue zenith ist da: 146 Seiten stark, mit Schlaglichtern aus Libanon, Israel, Iran, Jemen, dem Kaukasus und der Türkei.
Wagner hat es getan, Mozart sowieso, und die Beatles erhoben das Selbstzitat sogar zur eigenen Kunstform: Wem also der Satz »Der Nahe Osten geht nicht unter« vom Cover der vorliegenden Ausgabe bekannt vorkommt, der hat nicht etwa ein Déjà-vu, sondern kennt womöglich ein 2019 erschienenes Buch mit diesem Titel aus der Feder von zenith-Chefredakteur Daniel Gerlach. Aber bedenkt man, wie lange der Nahe Osten in der deutschen Publizistik schon mit den immer gleichen Abgesängen (Pulverfass, Krisenherd) traktiert wird, so sei uns dieser Griff in das Archiv erlaubt. Er scheint uns ebenso zeitgemäß – wenn nicht noch zeitgemäßer – wie bisher.
Der Nahe Osten, Nordafrika und die muslimische Welt verändern sich rapide. Manches stimmt optimistisch, anderes betrübt. Bemerkenswert erscheint uns, dass dieser Wandel ein Stückweit aus sich selbst heraus geschieht. Seit dem Ende von Kolonialismus und Imperialismus, also seit Mitte des 20. Jahrhunderts, hat sich in den Köpfen der westlichen Orient-Berichterstatter ein Narrativ durchgesetzt: die Region als Spielball internationaler Mächte, als Produkt geopolitischer Verwerfungen. Diese Faktoren wirken zwar weiterhin, aber die Schablone blendet die vielen gesellschaftlichen Kräfte aus, die langsam, aber beständig Erneuerungspotenzial entfalten und nicht mehr darauf warten, dass von außen Hilfe kommt. Oder dass eine globale Macht als deus ex machina auftritt und das Schicksal wendet.
In diesem zenith-Heft möchten wir Sie mitnehmen auf eine Reise durch ausgewählte Länder der südöstlichen Nachbarschaft Europas zwischen Levante, Persischem Golf und Kaukasus – von der Aktualität in die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts und wieder zurück. Gemein ist diesem bunten Strauß an »Geschichten aus einer Welt, die nicht mehr auf uns wartet«, dass sie sich um lokale, einem westlichen Publikum wohl eher unbekannte Figuren und Ereignisse drehen.
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Im Heft erwarten sie unter anderem folgende Geschichten:
Libanon: Baisse und Bässe
Inmitten des politischen und wirtschaftlichen Ausnahmezustands boomt das Nachtleben von Beirut. Es geht hedonistisch zu – und sogar ein bisschen subversiv.
Kurden: Zurück in die Berge
Immer mehr kurdische-iranische Aktivisten suchen Zuflucht im Nachbarland. Doch auch hier sind sie vor dem Regime nicht sicher.
Jemen: Aden verpflichtet
Jemens Wiedergeburt kann nur hier ihren Anfang nehmen. Besuch in einer Stadt im permanenten Wartezustand.
Kaukasus: Der seltsame Fall des Monte Melkonian
Er gilt in Armenien als Nationalheld – dabei hat er die Unabhängigkeit des ihn verehrenden Landes nie gewollt.
Geschichte: Der Ölprinz
Der letzte Kalif der Osmanen wollte stets als Künstler anerkannt werden. Wir erfüllen ihm diesen Wunsch.
Diwan: Schweiß-Rot-Gold
Interkulturelle Kompetenz braucht nicht immer ein Diplom an der Wand. Oft reicht die Aufgusskelle in der Hand. Szenen eines Integrationsgipfels bei 100 Grad.