Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Das Spiel um Syrien geht in die nächste Runde. Während sich Assads Truppen noch mit den letzten oppositionellen Milizen bekriegen, teilen seine Verbündeten bereits lukrative Wirtschaftssektoren unter sich auf.
Dank tatkräftiger Unterstützung aus Russland und Iran konnte das Assad-Regime Boden gutmachen und seine Stellung im Land zementieren. Zu einem hohen Preis: Die Kriegsparteien legten das Land in dem nun über sechs Jahre andauernden Bürgerkrieg in Schutt und Asche.
Während der Konflikt ob der militärischen Übermacht der russisch-iranisch-syrischen Allianz an Intensität verliert, mehren sich die Anzeichen, dass das Regime schon mitten in den Planungen für die Nachkriegszeit steckt. Syriens Wirtschaft bereitet sich auf den Wiederaufbau vor. Neben zwei kleineren Messen, der »Re-Build Syria« und einer Matchmaking-Veranstaltung für syrische Geschäftsleute und chinesische Investoren in Peking, beherbergte Damaskus im August eine internationale Handelsmesse. Zum ersten Mal seit sieben Jahren versammelten sich dort über 1.500 Aussteller aus insgesamt 43 Ländern unter dem Slogan »Syrien lebt!«. Vor allem iranische, russische und chinesische Konzerne waren prominent vertreten. Deutsche Unternehmen suchte man vergebens, die ließen sich höchstens durch Partner in der Region vertreten. Zu groß ist die Angst vor Sanktionen und Imageschaden.
Der Wiederaufbau des Landes ist vor allem ein riesiges Geschäft. Grund genug, sich so schnell wie möglich die besten Stücke herauszupicken. Neben den üblichen Verdächtigen – Iran und Russland – rufen künftige Investitionsrunden auch bislang kaum involvierte Parteien auf den Plan. Indien beispielsweise lockt große Staatskonzerne mit einer gesicherten Finanzierung nach Syrien. Auch Brasilien ist daran interessiert, von Aufträgen im Rahmen von Wiederaufbauprogrammen zu profitieren. Die dortigen Unternehmen äußern sich aber bisher noch verhalten – wohl aus Angst vor einem Imageschaden im Westen.
Fakt ist: Bei den ersten Runden des Wiederaufbaus darf nur mitmischen, wer dem Regime die Treue gehalten hat. Besonders belohnt werden dabei die Verbündeten und Schutzmächte, die Assad im Konflikt nicht nur diplomatisch unterstützen, sondern auch mit militärischen Mitteln in die Erhaltung des Regimes vorinvestiert haben.