Israelische Sportler sorgen mit der Teilnahme an Wettbewerben am Golf für Aufsehen und Premier Netanyahu landet mit dem Besuch im Oman einen diplomatischen Coup. Stimmen aus den arabischen Medien zur Annäherung zwischen Israel und den Golfstaaten.
Doha, 20. Oktober 2018: Die israelische Fahne wird in die Höhe gezogen, begleitet von den Tönen der israelischen Nationalhymne. Grund für dieses ungewöhnliche Szenario ist die Teilnahme einer israelischen Turnmannschaft an einem internationalen Turnier in der katarischen Hauptstadt. Eine Woche später: Die israelische Sportministerin Miri Regev wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten in der Sheikh-Zayed-Moschee empfangen. Während eines Judo-Wettkampfs wird dort ebenfalls die israelische Nationalhymne gespielt. Ende Oktober reist Israels Premierminister Benjamin Netanyahu dann höchstpersönlich für einen offiziellen Staatsbesuch an den Golf. Im Sultanat Oman trifft er Sultan Qabus ibn Said.
Entwicklungen, die die Debatte um die arabisch-israelischen Beziehungen wieder aufflammen lassen. Die Annäherungen und ihre Folgen für den Nahost-Konflikt in der Presseschau.
Al-Watan (Oman)
Politikwissenschaftler Osama Nur Al-Din verteidigt den Staatsempfang für Netanyahu und stellt in den Kontext der omanischen Regionalpolitik. Das Sultanat wolle »konstruktive Lösungen« für den Nahostkonflikt finden. Aus diesem Grund sei der Audienz für den israelischen Premier auch ein Treffen mit Mahmud Abbas, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, vorausgegangen, erinnert Nur Al-Din in seinem Kommentar für die größte omanische Zeitung Al-Watan.
Asharq Al-Awsat
Viele Beobachter sehen nicht in Israel, sondern in Iran den wahren Feind der Araber. Der saudische Journalist Abdul Rahman Al-Rasheed sieht die Vertiefung der Beziehungen als unabkömmliche »Konsequenz der wachsenden Rolle Israels« in der Region an. Man brauche Jerusalem besonders in Fragen der regionalen Sicherheit, um der wachsenden Rolle Irans in Syrien entgegen wirken zu können, argumentiert er in seinem Kommentar im saudisch finanzierten Blatt Asharq Al-Awsat.
Der saudische Journalist Salman Al-Dosari geht in seinem Kommentar in derselben Zeitschrift noch einen Schritt weiter und spricht sich ausdrücklich für die Vertiefung der israelisch-omanischen Beziehungen aus. Darüber hinaus kritisiert er Katar für eine »widersprüchliche Haltung«. Doha stelle sich selbst als Unterstützer des palästinensischen Widerstands dar, um die engen Verbindungen zu Israel zu überdecken.
Al-Arabi Al-Jadid
Der syrische Autor Hayan Jaber widmet sich in seinem Kommentar für die panarabische Zeitung Al-Arabi Al-Jadid mit Sitz in London der Teilnahme israelischer Sportler an Wettkämpfen in Katar und den VAE. Eigentlich sei der Grund dafür recht simpel: Internationale Institutionen lehnen eine Teilnahme an sportlichen, technischen aber auch politischen Veranstaltungen ab, wenn bei diesen nicht sichergestellt sei, dass alle Staaten, inklusive Israel, daran teilnehmen könnten. Dieser Sachverhalt werde nun aber missbraucht, um die israelische Flagge »immer höher in den arabischen Himmel« zu hissen. Dabei dürfe man jedoch nicht vergessen, dass die Palästinenser nach wie vor für die Gründung eines eigenen Staates kämpften, für die eine arabische Anerkennung Grundvoraussetzung sei. Eine »Normalisierung der Besatzung« laufe diesem Ziel der Palästinenser entgegen.
Der ägyptische Autor Adel Suleiman hält in seinem Artikel auf demselben Portal fest, dass Israel sehr wohl darum wisse, dass sämtliche Vereinbarungen mit arabischen Staaten Mittel zum Zweck seien, um das Überleben dieser Regime zu sichern. Die Bevölkerung sehe die »zionistische Einheit dagegen weiterhin als Feind« an. Diese Erkenntnis sei der Grund, warum Israel nun den Sport dafür nutze, um sich direkt an die Bürger zu richten.
Während der überwiegende Teil der Journalisten die Annäherungen mit Israel verteidigt, kritisiert der palästinensische Autor Majid Al-Sheikh das Establishment für den Schritt. Er spricht von einer gravierenden Normalisierung der wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Beziehungen mit der israelischen Besatzung. Liberale Werte und Prinzipien würden »autoritären Interessen untergeordnet«.