Hatra, die Königin der Wüste und Heldin unserer Titelstory, hat eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte voller Abenteuer, Rätsel und gescheiterter Ambitionen. Und natürlich eine Reihe weiterer Reportagen, Analysen und Interviews.
Diktatoren lieben Altertümer, Dschihadisten hassen sie. Die einen wollen, dass etwas vom Glanz früherer Könige und Pharaonen auf sie abstrahlt, und ihrem Volk und der Welt beweisen: Nur wenn ein starker Mann herrscht, floriert die Wirtschaft, gedeiht die Zivilisation. Für die anderen aber verkörpern die antiken Vermächtnisse des Orients vor allem dreierlei: Vielgötterei, einen aus dem Westen importierten Fetisch namens Archäologie und eine unbequeme religiöse Vielfalt. Die kulturelle Identität der Länder des Nahen Ostens, die nun einmal nicht nur vom Islam geprägt sind, passt nicht in ihr Weltbild. Und muss nachträglich gelöscht werden.
Hatra, die Königin der Wüste und Heldin unserer Titelstory, hat eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte voller Abenteuer, Rätsel und gescheiterten Ambitionen. zenith-Chefredakteur Daniel Gerlach besuchte Hatra im Irak, während im Umland noch immer Kämpfer des »Islamischen Staats« operierten. Als er die zentralen Prachtbauten umrundete, erlag er zunächst demselben Irrtum wie andere, mitunter fachkundigere Besucher: Der Archäologe Walter Andrae, die Orientalistin Gertrude Bell und womöglich auch die Marodeure vom »IS«.
Die Dschihadisten hatten Hatra 2014 erobert, dort ein Lager errichtet und gedroht, die einzigartige Anlage aus der Partherzeit völlig zu zerstören. Sie wüteten dort zwar, ließen dann aber von ihrem Plan ab. Warum weiß man bis heute so wenig über sie und ihre einstigen Bewohner? Warum scheiterten Feldherren und sogar Hollywood and ihr? Es scheint, dass sich diese antike Stätte allen Versuchen der Vereinnahmung auf bemerkenswerte Weise widersetzt. Bis heute. Vielleicht kann Hatra deshalb wie nur wenige Orte im Nahen Osten für die Schrecken und für einen Neuanfang stehen.
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Zeit, dass sich was dreht
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109 Tage sitzt Ziad Itani im Knast. Dann kommt heraus: Der Schauspieler fiel einem Rachekomplott zum Opfer. Seine Geschichte über Spione und Israel-Paranoia bringt er nun in Beirut auf die Bühne. Und blamiert die Geheimdienste.
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Tschetschenien ist ihm zu klein
Ramzan Kadyrow ist zum informellen Nahost-Beauftragten des Kreml aufgestiegen, will sich aber nicht nur auf Putin verlassen. Er macht sich viele Freunde, aber noch mehr Feinde.
Offene Beziehung
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Du bist, was du zeigst
Kolonialdebatte, Raubkunst, zweifelhafte Artefakte: Während in Europa über ein neues Selbstverständnis von Museen diskutiert wird, bauen die Golfstaaten gewaltige Sammlungen auf. Oft nach alter und umstrittener Methode.