Muslimbrüder
Tunesiens Premier Ali Larayedh über die Schattenseiten der Macht, Vergleiche mit der türkischen AKP – und die Zukunft des früheren Diktators.
Für die einen ein Staatsstreich mit Ansage – für die anderen die wahrscheinlich längste Revolution der Welt. Zwei Tage nach der Absetzung des ägyptischen Präsidenten Mursi ist die Deutungsschlacht über das Geschehene voll im Gange.
Die ägyptische Opposition triumphiert: Nach sechs Tagen Protest ist Präsident Mursi entmachtet. Doch der Preis war hoch, denn der erste Demokratieversuch am Nil ist gescheitert. War das nun ein guter Tag für Ägypten?
Ägypten bereitet sich auf Proteste am 30. Juni vor. Anlässlich des Amtsjubiläums von Muhammad Mursi hat eine Kampagne angeblich weit mehr Unterschriften gegen den Präsidenten gesammelt, als dieser bei seiner Wahl an Stimmen erhielt.
Ägyptens Präsident geht auf außenpolitischen Konfrontationskurs: Nach den Drohungen gegen Äthiopien in der Nilwasserfrage ruft Muhammad Mursi zum Dschihad in Syrien auf und eine Konferenz ein – und verprellt die eigenen Diplomaten.
Nach monatelangem Durcheinander gewinnt Ägyptens zivile Opposition wieder an Fahrt. Während die Protestbewegung auf den Stichtag Ende Juni hinfiebert, will Präsident Mursi mit nationalistischen Tönen in der Wasserfrage punkten.
Die Muslimbrüder fordern einen Umbau aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und eine Renaissance islamischer Werte. Doch ihre wirtschaftliche Vision steht nicht für eine Abkehr der verfehlten neoliberalen Politik des alten Regimes.
Ägyptens Opposition verharrt weiter im Übergang und kann den Unmut der Bevölkerung kaum bündeln. Ende Juni entscheidet das Verfassungsgericht, ob eine Petition mit bisher 5 Millionen Unterschriften Präsident Mursi des Amtes entheben kann.