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Provokation mit Bikini

Provokation mit Bikini

Feature

Die belgische rechtspopulistische Partei »Vlaams Belang« hat eine Kampagne gegen Islamisierung gestartet. In der ersten Reihe steht An-Sofie Dewinter, 19, Tochter des Parteivorsitzenden – und zieht sich aus.

Am Mittwoch wurde gemeldet, dass die Zahl der Beschneidungen in Belgien zugenommen habe und 1.975 Mädchen davon bedroht sind, beschnitten zu werden. Am Donnerstag berichtete die Website über einen Iraker, der in einem Schwimmbad marokkanische Mädchen im Bikini angegriffen habe. Und am Freitag ging es um eine junge Frau, die von ihrer Familie misshandelt wurde, weil sie einen nicht-muslimischen Freund hatte.

 

Beschnittene Mädchen, gewalttätige Araber, unterdrückte Frauen: Wie Argumente werden die Meldungen gesammelt auf der Website der Initiative »Frauen gegen Islamisierung«. Anfang Februar entstand die Frauen-Bewegung in Belgien, im März sollen unter anderem Gruppen aus Deutschland, Österreich und Frankreich dazustoßen.

 

»Frauen gegen Islamisierung« wollen die Freiheit von Frauen verteidigen, gegen Unterdrückung kämpfen und die Ausbreitung des Islams in Europa stoppen. »Das erste  Opfer einer Islamisierung der Gesellschaft ist die Frau«, heißt es im Manifest der Bewegung. Die öffentliche Finanzierung von muslimischen Vereinen und Moscheen müsse deshalb gestoppt werden. Die Politik dürfe nicht weiter nachgeben.

 

Unter dem Manifest steht der Name von Anke Van dermeersch. 1991 war sie »Miss Belgien«, ein Jahr später Drittplatzierte bei der »Miss-Universe«-Wahl. Seit 2003 sitzt sie für die rechtspopulistische Partei »Vlaams Belang« im belgischen Parlament.

 

Wahlkampf auf Kosten von Muslimen ist man von »Vlaams Belang« gewohnt

 

Für Aufregung sorgt das Gesicht der Kampagne: An-Sofie Dewinter, die 19 Jahre alte Tochter von »Vlaams Belang«-Chef Filip Dewinter. Auf Plakaten und Flyern trägt sie einen Niqab und ein schwarzes Gewand, das bis zu den Knöcheln reicht. Darunter einen Bikini. »Freiheit oder Islam?« steht auf Brusthöhe, »Wählen dürfen« auf Hüfthöhe. Mit der Provokation will die Bewegung für die Freiheit von Frauen in Europa kämpfen, die sie durch den Islam bedroht sieht.

 

Es sei ihre eigene Idee gewesen, beteuert An-Sofie Dewinter. »Ich stehe voll dahinter.« Man könne deshalb »nicht von Missbrauch oder gebraucht werden« durch den Vater sprechen, sagt sie in einem Internetvideo einer belgischen Zeitung. Auch Risiko und Kritik würden sie nicht abschrecken: »Auf diesem Gebiet habe ich alles schon erlebt – bis hin zu Todesdrohungen.«

 

Muslimische Verbände reagieren schulterzuckend, man sei inzwischen einiges gewöhnt von »Vlaams Belang«. Vor allem zu Vorwahl-Zeiten, wenn die Partei Wahlkampf auf Kosten von Muslimen mache. »Vlaams Belang« droht laut Umfragen bei den Regionalwahlen in diesem Jahr eine Niederlage. Schon bei den Wahlen zur Belgischen Abgeordnetenkammer und zum Senat 2010 hatte die Kampagne kaum Erfolg und die Partei musste Verluste von jeweils vier bis fünf Prozent hinnehmen.

 

Die Frauen-Bewegung soll nun Wählerinnen mobilisieren. Am 6. März ist in Belgien ein Treffen mit Abgeordneten und Mitgliedern mehrerer rechtskonservativer Parteien geplant, die FPÖ aus Österreich, die »Front National« aus Frankreich, »Pro Deutschland«, Parteien aus England und Südafrika werden erwartet. Dann soll »Frauen gegen Islamisierung« als internationale Bewegung starten.

Von: 
Benjamin Dürr

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