Jeden Freitag kuratieren wir fünf Twitter-Accounts zu einem bestimmten Thema. In dieser Woche: Der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung.
Über 200 Millionen Frauen in 30 Ländern sind Opfer von Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) geworden. Laut Weltgesundheitsorganisation sind weitere drei Millionen junge Mädchen jährlich davon bedroht, Opfer einer Beschneidung zu werden. Der »Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung« am 6. Februar soll auf diese Form der Menschenrechtsverletzung aufmerksam machen.
Zwar ist die weibliche Genitalverstümmelung inzwischen in fast allen betroffenen Ländern strafbar, die Umsetzung des Verbots verläuft aber häufig schleppend. Überlebende, Ärzte und eine Reihe NGOs versuchen daher auch über Twitter, für das Thema zu sensibilisieren und sagen unter dem Hashtag #EndFGM der Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung den Kampf an.
Das Orchid Project ist eine von vielen NGOs, die sich für ein Ende der Genitalverstümmelung von Mädchen und jungen Frauen einsetzt, meist in Kooperation mit lokalen Organisationen, um etwa auf lokaler Ebene Fortschritte gegen die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung zu machen. Auf ihrem Twitter-Account teilt die britische Organisation vor allem Infografiken, um Langzeitfolgen sowie die weltweite Verbreitung der Genitalverstümmelung zu visualisieren.
Female genital cutting (FGC) is a global issue. Girls & women on all continents except Antarctica are affected. The global community must come together, from the grassroots to governments, to end the practice. Together we can #EndFGC #EndFGM. pic.twitter.com/jECPdwaBfj
— Orchid Project (@OrchidProject) January 4, 2019
Der US-amerikanische Arzt Dr. T. Wayne Bloodworth hat im Mai 2018 in Atlanta das erste chirurgische Zentrum für Opfer der Genitalverstümmelung eröffnet, das sich nur durch Spenden finanziert. Auf seinem Twitter-Account berichtet er nicht nur über seine Patientinnen, sondern auch über die Grenzen seiner Arbeit: Denn die Behandlung der physischen Schäden allein reicht nicht aus. Viele Patientinnen leiden ihr ganzes Leben lang unter den psychischen Folgen der Verstümmelung. Bloodworth klärt außerdem über Langzeitfolgen und Komplikationen auf, die mit einer Verstümmelung einhergehen.
And then there are complications of the mother...possible fistula formation, increased incidence of surgical delivery, etc,etc. No benefit to either patient. https://t.co/YKdTRDF0q7
— Dr. T. Wayne Bloodworth (@BloodworthDr) January 15, 2019
Sehr starke Blutungen gehören zu den gängigsten Komplikationen bei einer weiblichen Genitalverstümmelung und können zu Blutarmut, Schockzuständen oder dem Tod führen. Die Aktivistin Hibo Wardere hat die Prozedur überstanden, lebt inzwischen in London und hat über ihre Geschichte ein Buch geschrieben. Auf ihrem Twitter-Account berichtet sie offen über ihre psychischen Probleme, wie sie damit fertig wird und animiert auch andere Betroffene, sich professionelle Hilfe zu suchen. Über die weibliche Genitalverstümmelung hinaus macht sie aber auch auf die weitgehend unbekannte Praxis des »Brustbügelns« aufmerksam.
#nofgm one FGM(female genital mutilation on) the other BreastIroning. It's mind numbing to think communities think this is good. One to preserve virginty the other to deter men desiring the girl because her breasts start to develop. The root of it is to do with men pic.twitter.com/dVBB5kTkGN
— hibo wardere (@HiboWardere) January 27, 2019
Tony Mwebia gehört zu den wenigen männlichen Aktivisten, die sich mit ihrer Arbeit für ein Ende der Genitalverstümmlung einsetzen. Auf seinem Twitter-Account informiert er nicht nur über zahlreiche Verstöße gegen das gesetzliche FGM-Verbot in Kenia, sondern hat es sich zur Aufgabe gemacht, insbesondere Männer aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren.
Men have No Idea of what happens during the cut. Let"s sensitize them and dialogue with them to #EndFGM https://t.co/qomrDRBabT #MenENDFGM #ItTakesUsAllKe pic.twitter.com/68rG9GYPK5
— #MenENDFGM (@TonyMwebia) January 17, 2019
Sahiyo hat sich zum Ziel gesetzt, die Beschneidung von Frauen innerhalb der Bohra, einer ismailitischen Gemeinde in Indien und Pakistan, zu beenden und den asiatischen Opfern von weiblicher Genitalverstümmelung eine Stimme zu geben. Auf ihrem Twitter-Account teilt die NGO Geschichten von Überlebenden oder deren Familienangehörigen. Sahiyo bedeutet »Freunde« auf Gujarati und steht für den Ansatz der Organisation, in den betroffenen Gemeinden über Dialog und Konsens ein Ende der Genitalverstümmelung auszuhandeln.
" I promise you that I will do everything in my power to support the noble cause of finally putting an end to this practice"
— Sahiyo (@sahiyovoices) January 28, 2019
A Bohra father shares his regrets about his daughter being cut in a letter shared on Sahiyo's blog.https://t.co/Gek2PykHps