Im März 1970 unterzeichneten Saddam Hussein und Mustafa Barzani ein Abkommen, in dem der Irak erstmals die kurdische Autonomie anerkannte. Ein Meilenstein in den irakisch-kurdischen Beziehungen – obwohl der Frieden nur kurz währte.
Mit Weisung von ganz oben und einem Stapel unbeschriebenen Papieren im Koffer reiste der damalige irakische Vizepräsident Saddam Hussein im Frühjahr 1970 in den Nordirak – er sollte die seit Monaten dauernden leidigen Gespräche mit dem Vorsitzenden der »Demokratischen Partei Kurdistans« (KDP), »Mulla« Mustafa Barzani, endlich zum Abschluss bringen.
Saddam legte Barzani einige Bögen weißen Papiers vor: »Schreib deine Forderungen auf – ich werde erst wieder abreisen, wenn uns ein für beide Seiten akzeptables Abkommen vorliegt.« Eine ungewöhnliche Gesprächsstrategie, die von manchen als Schwäche Bagdads interpretiert wurde – aber es funktionierte: Saddam kehrte mit einer Einigung nach Bagdad zurück. Am 11. März 1970 wurde dann das Autonomiestatut für Kurdistan erlassen.
»Das irakische Volk besteht aus zwei Nationen, der arabischen und der kurdischen Nation«
»Die Geschichte wird bezeugen, dass ihr [das kurdische Volk] noch nie einen so aufrichtigen Bruder und einen so verlässlichen Partner wie das arabische Volk hattet oder jemals haben werdet.« Mit diesem Schlusssatz endet das Dokument, das eben jener Saddam Hussein unterschrieb, der wenige Jahre später eine aggressive Arabisierungspolitik im Irak betreiben, hunderttausende Kurdinnen und Kurden deportieren und mehrere Giftgasangriffe auf kurdische Städte befehlen sollte.
Nach zehn Jahren immer wieder aufflammender Kämpfe zwischen der KDP und den jeweiligen Regierungen in Bagdad markierte das Autonomiestatut aus dem Jahr 1970 einen Meilenstein in der Geschichte Irakisch-Kurdistans: Erstmals stellte die Regierung in Bagdad eine administrative und politische Teilautonomie kurdischer Gebiete in Aussicht – dabei wurden zwar noch keine konkreten Grenzen festgeschrieben, doch die Rede war von Gebieten mit mehrheitlich kurdischer Bevölkerung.