Abdul Baset Al-Sarout war in allen Phasen des syrischen Aufstands dabei: von friedlichen Demos über den Dschihad bis zu seinem gewaltsamen Tod.
Den Hüter der Revolution nannten sie ihn. Als Kind hatte der kleine Baset aus Homs nur eine Leidenschaft: Fußball. Er spielte für Al-Karameh, den international erfolgreichsten Verein des Landes, und wurde als Torhüter regelmäßig in die syrische Jugendnationalmannschaft berufen.
Geboren wurde Baset Al-Sarout 1992 in Homs als Kind einer vom Golan vertriebenen Familie. Kurz vor seinem Debüt für das Herren-Team begann der Aufstand, und Sarout schloss sich den friedlichen Protesten an. Dank seines Charismas und seiner melodischen Stimme wurde er mit patriotischen Gesängen schnell zu einem der prominentesten Anführer. Sarouts Gesänge werden heute noch immer gespielt – auf Demonstrationen in Syrien und in der Diaspora.
Seine Popularität brachte ihn schon 2011 ins Visier des Assad-Regimes: Die Behörden setzten ein Kopfgeld auf ihn aus, das Haus seiner Familie wurde bombardiert, einer seiner Brüder kam dabei ums Leben. Als das Regime begann, mit scharfer Munition auf die Demonstranten zu schießen, wandten sich viele junger Syrer dem bewaffneten Widerstand zu, auch Sarout.
Seine Popularität machte ihn schnell zur Zielscheibe des Regimes.
2012 gründete er die »Bayyada-Märtyrer«, eine Brigade zum Schutz der von Regimetruppen belagerten Viertel von Homs. Mit seinen Kämpfern schloss sich Sarout zunächst der »Freien Syrischen Armee« (FSA) an. Als die FSA an Boden verlor, blieb Sarout mit seiner Truppe nördlich von Homs, wo dschihadistische Milizen an Einfluss gewannen.
2014 sorgte ein Foto für Aufregung: Es zeigte Sarout auf einem Pick-up-Truck mit einer Fahne des IS in der Hand. In einem Video-Statement dementierte der ehemalige Fußballstar, dass er dem IS die Treue geschworen habe: Aus Mangel an Unterstützung von anderen Gruppen sei er gezwungen gewesen, die um Essens-und Waffenlieferungen zu bitten. Auch die Medienabteilung des IS stritt eine Mitgliedschaft von Sarout und seinen Kämpfern ab.
Zu spät. Die mit dem IS verfeindete Nusra-Front, der Al-Qaida- Ableger in Syrien, hatte bereits eine Belohnung für die Verhaftung von Sarout und seinen Kämpfern ausgesetzt. Es war wohl vor allem Sarouts Popularität, die ihn in dieser Zeit schützte. 2019 half ihm das auch nicht mehr – Sarout wurde bei Kämpfen nördlich von Hama verletzt und starb kurz darauf in einem türkischen Krankenhaus.
Das Assad-Regime feierte seinen Tod, als ob es der größte Sieg in diesem Krieg gewesen wäre. »Was willst du tun, wenn all das hier vorbei ist?«, wurde er mal gefragt – niemand hätte sich gewundert, wenn jemand mit seinen Fähigkeiten auch eine politische Führungsrolle angestrebt hätte. Aber Sarout antwortete: »Wenn das Regime gestürzt ist, dann will ich nichts weiter als auf dem Bau arbeiten und Fußball spielen.«