Weihnachten steht im Zeichen der Pandemie – aber nicht nur. Wir blicken nach Irak, Libanon, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und auch in den Nachthimmel, um zu sehen, was die Festtage bringen.
Der Stern von Bethlehem
Jeder kennt die biblische Geschichte: Caspar, Melchior und Balthasar folgten dem Weihnachtsstern nach Bethlehem zu Jesu Christi Geburt. Wissenschaftler rätseln seit Jahrzehnten darüber, welcher Stern gemeint sein könnte. Eine der anerkanntesten Hypothesen besagt, dass die Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn zueinander vor über 2000 Jahren für den »Stern von Bethlehem« verantwortlich war.
Eine solche Große Konjunktion ist nun seit dem 21. Dezember erneut zu beobachten, allerdings mit jedem Tag schlechter. Zum ersten Mal seit 800 Jahren kamen sich die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems derart nahe. Ein Spektakel, das also zuletzt im Mittelalter beobachtet werden konnte.
Jupiter und Saturn kreisen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um die Sonne und so überholt Jupiter alle 20 Jahren den Saturn. Dieses Jahr entstand dabei ein gemeinsamer Lichtpunkt, der bei wolkenfreiem Nachthimmel überall auf der Erde sichtbar war.
Weihachten erstmals offizieller Feiertag im Irak
Erstmals wird der erste Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember auch im Irak als nationaler Feiertag begangen. 2018 hatte die Regierung das entsprechende Gesetz angepasst, so dass Weihnachten nach der diesjährigen Zustimmung durch das Parlament nun für alle Iraker ein Nationalfeiertag ist.
Vor der amerikanischen Invasion 2003 lebten mehr als 1.4 Millionen Christen im Land. Deren Zahl sank in den folgenden Jahren auf heute rund 300.000, viele flüchteten etwa vor dem Erstarken des so genannten Islamischen Staats. Die Entscheidung, den 25. Dezember als Feiertag zu begehen, soll den vertriebenen Christen zeigen, dass sie in ihrer einstigen Heimat willkommen sind.
Weihnachts-Shopping in Saudi-Arabien
Der Verkauf von Weihnachtsdekoration und Weihnachtsbäumen in einem Geschenkladen in der saudischen Hauptstadt Riad sorgt für Aufsehen. Denn was in Europa Alltag ist, war in Saudi-Arabien noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar
Denn: Öffentliche Weihnachtsfeierlichkeiten waren in Saudi-Arabien lange Zeit verboten. Obwohl im Königreich mehr als 1,8 Millionen Christen leben, durften diese ihren Glauben lange nicht öffentlich praktizieren. Weder in Kirchen noch während christlicher Feiertage. Private Feiern waren zwar erlaubt, Christbäume hingegen nicht.
Dass dieses Jahr erstmals auch Weihnachtsartikel verkauft werden dürfen, wird als Zeichen für weitere mögliche Lockerungen für andere Religionen gedeutet. Kronprinz Mohammed bin Salman positioniert sich so als Reformer und hatte zuvor verkündet, das konservative Golfkönigreich in Richtung eines »offenen, gemäßigten Islams« lenken zu wollen.
Ein besonderes Dorf im Libanon
Kaum ein Fest wird im Libanon so ausgiebig gefeiert wie Weihnachten. Religiöse und politische Differenzen spielen an diesen Tag eine geringere Rolle und viele Städte und Dörfer schmücken sich weihnachtlich. Die Feiertage werden außerdem von zahlreichen Veranstaltungen begleitet, wie etwa Paraden oder Theaterstücken.
Doch auch hier macht die Pandemie den Planern einen Strich durch die Rechnung – so gut wie alle Zusammenkünfte müssen wegen der raschen Verbreitung des Virus abgesagt werden. In der Hauptstadt Beirut gibt es nun aber zumindest das so genannte »Weihnachtsdorf der Solidarität«. Wer Maske trägt und Abstand hält, darf hier Konzerte genießen und Glühwein trinken.
Die Initiative soll Familien helfen, die sich aufgrund der Wirtschaftskrise keine private Feier leisten können. Am Eingang des Dorfes steht ein Weihnachtsbaum, der mit Schutzanzügen jener Feuerwehrmänner dekoriert ist, die im Frühjahr bei der Bekämpfung der Brände nach der großen Explosion am Hafen geholfen haben – ein Zeichen der Solidarität mit den Familien der Opfer.
Philippinische Weihnacht in Dubai
Die Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate sind natürlich größtenteils Muslime, doch Weihnachten wird auch hier gefeiert. Insbesondere philippinische Gastarbeiter begehen das Fest. In Dubai findet seit 2000 jedes Jahr das traditionelle Simbang Gabi statt, eine neuntägige Reihe von Weihnachtsmessen, in der sich philippinische Katholiken zum Gebet versammeln. Die Teilnahme soll die Erfüllung aller Wünsche garantieren.
Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen wird Simbang Gabi in diesem Jahr zu einem digitalen Fest. Doch die traditionellen Gebete, Gesänge und gemeinsamen Mahlzeiten sollen zumindest im Familienkreis abgehalten werden. »Besonders in den schwierigen Zeiten der Pandemie verbindet uns Simbang Gabi, wenn auch nur online«, wird ein philippinischer Priester in lokalen Medien in Dubai zitiert.