Das Wissen um die Nutzung der Wasserwege begründete einst die Zivilisation im Zweistromland. Nun wird der Klimawandel zur existenziellen Bedrohung für den Irak. Eine Bestandsaufnahme.
Aus dem Himmel regnet es Staub und Schadstoffe. Mesopotamien – das Land zwischen Tigris und Euphrat – liefert nicht mehr genug Regen, um das Land vor Dürren zu bewahren. Die Trockenheit droht, Gemeinschaften, kulturelle Vielfalt und landwirtschaftliche Versorgungsketten zu zerstören und könnte die Hälfte der irakischen Bevölkerung in den kommenden Jahren in die Flucht treiben.
Seit 2003 geht der Wasserzufluss rapide zurück. Türkische und iranische Behörden entziehen dem Land das Wasser, lassen Flüsse und Nebenflüsse, die in den Irak fließen, trockenlegen, um die Wasserreserven zu monopolisieren und sie für ihre politischen Zwecke zu nutzen.
Grünflächen schrumpfen, die Wüste dehnt sich aus und Sand- und Staubstürme fegen durch das Land. Sie treten nun an rund 220 Tagen im Jahr auf, wobei die Konzentration des herabfallenden Staubs bei etwa 80 Millimeter je Quadratmeter und Monat liegt. Zugleich gehen die Niederschläge zurück. Umweltbeobachter schätzen, dass die Zahl der Sand- und Staubstürme in den meisten Teilen des Irak auf 300 pro Jahr ansteigen wird.
Historisch gesehen liegt der Irak im Einzugsgebiet der Flüsse Tigris und Euphrat und deren Netz von Kanälen und Nebenflüssen, entlang derer sich die meisten Städte erstrecken. Ein Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land. Die Austrocknung dieses Netzwerks, das den Irak und seine Regionen miteinander verbindet, wird die Konkurrenz um die schwindenden Wasservorräte anheizen und den sozialen und politischen Zusammenhalt auf die Probe stellen.