Nachdem bei einem Brand in einem Einkaufszentrum in Katars Hauptstadt Doha 19 Menschen ums Leben kamen, ist die Politik gefragt: Brandschutzvorschriften müssen überarbeitet und eingehalten werden.
»Fehlende Lagepläne, dicker Rauch, Hitze und keine funktionierende Sprinkleranlage«, so das erste Fazit des katarischen Innenministeriums zu einer der schlimmsten Brandkatastrophen in der Geschichte des Emirats. Die Villagio Mall in Doha zählte zu den beliebtesten Ausflugszielen der örtlichen Bevölkerung, neben Geschäften, Unterhaltungsprogramm und Restaurants gab es dort auch eine Kindertagesstätte. Als diesen Montagmittag aus bislang ungeklärten Gründen ein Feuer in dem Einkaufszentrum ausbrach, waren Kinder und Angestellte der Krippe von den Flammen in den Räumlichkeiten im ersten Stock eingeschlossen. Neben 13 Kindern starben auch vier Erzieherinnen und zwei Feuerwehrmänner.
Die Nachrichtenagentur AFP zitierte einen der beim Einsatz Beteiligten: »Der Kindergarten war schwierig zu finden und hatte keinen Notausgang.« Erst eine halbe Stunde nach Eintreffen des Löschzugs habe man von der Kindertagesstätte erfahren. Nach dem Einsturz einer Verbindungstreppe hätten sich die Einsatzkräfte laut Augenzeugenberichten über das Dach Zugriff auf das erste Stockwerk verschaffen müssen. Nur sieben der insgesamt 20 Kinder konnten von ihnen gerettet werden.
Auch Saudi-Arabien kämpft mit den Folgen von Pfusch am Bau
Zwischenzeitlich haben katarische Behörden mehrere leitende Manager des Einkaufszentrums sowie die Eigentümerin des Kindergartens in Untersuchungshaft genommen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur QNA. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission solle nun untersuchen, wie es zu dem Feuer kam und welche Maßnahmen für die Zukunft getroffen werden müssten, so Innenminister Abdullah Al Thani. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Die Internetseite der 2006 eröffneten, venezianisch angehauchten Villagio Mall begrüßt Besucher in diesen Tagen mit einer schwarzen Trauerschleife. »Mit Blick auf die ambitionierten Pläne Katars, muss sichergestellt werden, dass Sicherheit Priorität über allem anderen hat«, merkte die regierungsnahe Tageszeitung Gulf Times in einem Kommentar an.
Ob das Unglück aber tatsächlich striktere Vorgaben und Sicherheitsbestimmungen zur Folge haben wird, bleibt abzuwarten – in der Vergangenheit waren es meist Lippenbekenntnisse, die Pfusch am Bau kaum effektiv eindämmen konnten. Ein Problem, mit dem Katar nicht alleine ist: Diesen Donnerstag verurteilte ein saudi-arabisches Gericht in Dschidda zwei Angeklagte, einen Unternehmer und einen früheren Gemeindeangestellten, zu jeweils fünf Jahren Haft.
Nach heftigen Regenfällen kamen 2009 und 2011 in der saudischen Metropole insgesamt mehr als 100 Menschen durch einstürzende Gebäude ums Leben. Eine Untersuchungskommission beschuldigte beide Beteiligte, durch Bestechungsgelder illegal an Bauaufträge gelangt zu sein. Wenige Regenstunden hätten ausgereicht, um den Untergrund vieler Wohnhäuser instabil werden zu lassen. Aus Kostengründen habe man bei vielen Grundstücken keine Drainage gelegt.