Der marokkanische Rapper und Regimekritiker El Haked ist zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Der Vorwurf lautet Körperverletzung. Kritiker sehen in dem Verfahren einen Angriff auf die Meinungsfreiheit.
Der marokkanische Rapper Mouad Belghouat, alias »El Haked – der Wütende«, wurde am 12. Januar wegen Körperverletzung zu vier Monaten und drei Tagen Haft verurteilt. Da er diese aber bereits in Untersuchungshaft abgesessen hat, ist er bereits jetzt wieder auf freiem Fuß.
Nach der Urteilsverkündigung in dem vollbesetzten Gerichtssaal in Casablanca brach Jubel und Protest gleichzeitig aus. Politische Aktivisten werten das Urteil einerseits als Erfolg der Unterstützungskampagne, die seit Monaten international auf den Fall des Rappers aufmerksam gemacht hatte. Andererseits haben seine Anwälte und Unterstützer bis zuletzt für einen Freispruch plädiert. Sie kritisieren den Prozess als politisch motivierte Abrechnung mit dem engagierten Künstler.
Der Kläger gehört der marokkanischen »königstreuen Jugend« an. Er behauptet, am Abend des 9. September 2011 von »El Haked« niedergeschlagen worden zu sein. Der Prozess um die vermeintliche Straßenschlägerei wurde sechs Mal vertagt und trotz der widersprüchlichen Beweislage über Monate hingezogen. So behauptete der Kläger, nach den vermeintlichen Schlägen eine ganze Nacht im Koma gelegen zu haben. Die Anzeige unterzeichnete er jedoch noch am selben Abend.
»Wir haben das Regime satt«
»El Haked« gehört der Protestbewegung »20. Februar« an, die infolge der Proteste in Tunesien und Ägypten auch in Marokko massiv Druck auf die Regierung ausgeübt hat. In seinen Texten greift der Rapper direkt das Königshaus an und ruft zum Protest auf: »Schluss mit der Angst, wir haben das Regime satt. Schaut auf Tunesien! Schaut auf Ägypten! Wer sagt, Marokko sei anders, ist ein Lügner. Das Elend ist überall«.
Damit hat sich »El Haked« beim Regime unbeliebt gemacht. Bei der marokkanischen Jugend aber, die angesichts von Arbeitslosigkeit, Klientelismus und Korruption das Vertrauen in die Behörden verloren hat, trifft er den richtigen Ton. Durch seine Inhaftierung und die folgende Unterstützerkampagne ist er in Marokko zu einem Symbol der Protestbewegung geworden.
International wird die marokkanische Regierung immer wieder als vorbildlich im Umgang mit der Opposition gelobt und als Musterschüler des Arabischen Frühlings beschrieben. Fälle wie jener »El Hakeds« werden dabei konsequent ignoriert. Dabei ist es eine gängige Methode im Königreich, Regimekritiker durch inszenierte Justizverfahren und willkürliche Verhaftungen einzuschüchtern.
Der Richter im Prozess um »El Haked«, Hassan Jaber, ist dafür bekannt, in früheren Verfahren zur Meinungsfreiheit schwere Strafen verhängt zu haben. So zuletzt im Fall des Journalisten Rachid Niny, der derzeit eine einjährige Haftstrafe für die Verbreitung angeblicher Falschinformation absitzt.
Gleich nach seiner Entlassung aus der Haft gab »El Haked« ein erstes Konzert vor einer jubelnden Menge in seinem Stadtviertel. Dennoch ist das Verfahren nicht ganz ausgestanden. Das Gericht hat angeordnet, die Forderungen auf Schmerzensgeld zu überprüfen, die sich auf mehrere zehntausend Euro belaufen.