Lesezeit: 5 Minuten
Wahlen in den Niederlanden

Absturz eines Populisten

Analyse

Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden gehörte der Islam-Feind Geert Wilders zu den Verlierern. Der Populist sieht seine Partei noch lange nicht am Ende und verkündet: »Die schönsten Jahre liegen noch vor uns«.

»Eye of the Tiger«, wie sonst bei seinen Auftritten, wurde am Mittwochabend wohl nicht mehr gespielt. In einem Café, schräg gegenüber des Parlaments in Den Haag, traf sich Geert Wilders mit seiner »Partei für die Freiheit« (PVV) – schwer bewacht, mit Drahtzäunen gesichert. Es war der Abend nach den Parlamentswahlen in den Niederlanden in der vergangenen Woche.

 

Zu Feiern gab es für Wilders' Partei allerdings nicht viel. Fast halbiert hat sich die Anzahl der Sitze im Parlament für die PVV. Nach der vorigen Wahl 2010 war sie mit 24 Abgeordneten vertreten, nach der Wahl vom Mittwoch sind es zukünftig nur noch 15. Etwa 10 Prozent der Wähler haben für Geert Wilders' Partei gestimmt. Vor zwei Jahren noch war die PVV der große Gewinner, sie wurde indirekt an der Regierung beteiligt.

 

Zum ersten Mal in der Geschichte der Partei hat sie diese Woche nicht an Zustimmung gewonnen, sondern verloren. Entsprechend soll die Stimmung in Den Haag gewesen sein, schrieben die Zeitungen.

 

Anti-EU-Wahlkampf hat wenig Interesse gefunden

 

Weil Geert Wilders in den vergangenen Jahren vor allem mit islamfeindlichen Äußerungen auffiel – in den Niederlanden wie im Ausland – richteten viele Medien der islamischen Welt vor allem auf den Niedergang der PVV. »Rassistischer Parteiführer unter Wahlurne begraben«, titelte Hürriyet in der Türkei und und veröffentlichte ein Foto von Geert Wilders, auf dem er sich scheinbar eine Träne abwischt.

 

Die Tageszeitung Star schrieb von einem »großen Schock für rassistischen Parteichef«. Und Milliyet sah einen »harten Schlag für die extreme Rechte in den Niederlanden«. Dass die PVV zum ersten Mal so drastisch verloren hat, erklärt Meindert Fennema in der Tageszeitung De Volkskrant mit dem Wahlkampf.

 

Fennema hat ein Buch über den Aufstieg und die Karriere von Wilders geschrieben und meint, sein Anti-EU-Wahlkampf habe wenig Interesse gefunden. Statt wie beim letzten Mal gegen Muslime und den Islam zu hetzen, polterte Wilders in den vergangenen Wochen vor allem gegen die EU und den Euro.

 

Außerdem, so Fennema, habe Wilders Stimmen an die liberalkonservative Partei des alten und neuen Premiers Mark Rutte verloren; viele PVV-Wähler seien auch ganz zuhause geblieben. Das Ende der Partei bedeute dieses Wahlergebnis aber nicht, betonten Geert Wilders und andere PVV-Politiker. Der Kampf werde »härter als je zuvor«, kündigte Wilders am Mittwochabend an. »Die schönsten Jahre liegen noch vor uns«, versprach er. Und: »Wir kommen zurück.«

Von: 
Benjamin Dürr

Banner ausblenden

Die neue zenith 02/2022 ist da: Reise zum Mittelpunkt der Erde

Reise zum Mittelpunkt der Erde

Die neue zenith ist da: mit einem großen Dossier zur Region Persischer Golf und überraschenden Entdeckungen. Von Archäologe über Weltpolitik und Wattenmeer zu E-Sports und großem Kino.

Banner ausblenden

Newsletter 2

Der heiße Draht

Frische Analysen, neue Podcast-Folgen, exklusive Einladungen zu Hintergrundgesprächen und Werkstattberichte: Jeden Donnerstag erhalten tausende Abonnenten den zenith-Newsletter. Sie  wollen auch auf dem Laufenden bleiben? Dann melden Sie sich hier kostenlos an.

Banner ausblenden

WM Katar

So eine WM gab es noch nie

Auf 152 Seiten knöpfen sich Robert Chatterjee und Leo Wigger alle wichtigen Fragen rund um die erste Fußball-WM in einem arabischen Land vor.