Die neue zenith ist da: 146 Seiten stark, passend zum Start der Fußball-WM mit über 80 Seiten Dossier über die Golfregion. Dazu exklusive Reportagen, unter anderem aus Äthiopien und Palästina, sowie Analysen zu Iran, der Türkei und Tunesien.
Selbst in den Augen der Orientalisten und Nahost-Fachleute führte der Persische Golf lange Zeit ein Schattendasein: Was hatten etwa die Scheichtümer auf der Arabischen Halbinsel schon zu bieten gegen die pulsierenden Städte der Levante, gegen das Lebensgefühl von Damaskus, Beirut oder Alexandria? Öde Wüste, neureiche Ölscheichs, Türme aus Glas auf Sand gebaut; man könne sich alles kaufen, nur eben keine spannende Geschichte, so das landläufige Urteil.
Ein bisschen schwingen solche Ressentiments immer noch mit, wenn in den Nachrichten und Talkshows das Thema auf die bevorstehende Fußball-WM in Katar kommt. Sie aber ist der Anlass für zenith, den Golf mit dieser Ausgabe einmal in den Mittelpunkt zu rücken: Denn dort ist er eigentlich längst angekommen.
Kaum eine Weltregion hat seit dem Ende des Kalten Krieges so viel an strategischem Gewicht zugelegt wie der Persische Golf. Die Zeiten, in denen sich die arabischen Golfmonarchien allein auf den Schutzschild der USA verließen, sind vorbei. Groß ist bisher die Enttäuschung der westlichen Staaten über das Verhalten Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate in der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Es wird deutlich: Die einstigen Klienten suchen neue Allianzen; einige haben sich nach Osten gewandt. Der Persische Golf liegt an der Bruchkante einer zunehmend polarisierten Welt zwischen dem Westen, Russland, China und Indien. Der Golf hat sich rapide entwickelt und sich gleichzeitig neu aufgestellt. Golfstaaten betreiben selbst Geopolitik, mit Rohstoffen, Investitionen oder sogar hard power, etwa im Jemen, Libyen oder dem Horn von Afrika.
In diesem Dossier behandelt zenith die Region weniger aus Perspektive der internationalen Politik. Vielmehr schauen wir auf den Golf als einen Kulturraum, den viel mehr verbindet als trennt. Ohne die Wechselwirkungen zwischen Iran, Mesopotamien und der Arabischen Halbinsel lässt sich diese Region kaum verstehen. Wir reisen daher vom Alten Orient, dem archäologisch noch kaum erschlossenen Dilmun, über das Kolonialreich Oman im 19. Jahrhundert zur Blüte von Basra, der Heimatstadt Sindbads, bis in die Welt der Videospiele, die heute in Saudi-Arabien zum unangefochtenen Volkssport avancieren.
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Im Heft erwarten sie außerdem folgende Geschichten:
Afghanistan: Transfers in Zeiten der Taliban
Alle reden über Bitcoin. Warum ausgerechnet in Afghanistan die Kryptowährung floriert.
Iran: Die Fortsetzung der Revolution
Wie die Protestbewegung und die Herrschenden der Islamischen Republik eine Eskalation der Gewalt verhindern können.
Äthiopien: Der Tod hat seine Ruhe
Der Krieg in der äthiopischen Region Tigray spielt sich weitgehend abseits der Öffentlichkeit ab. Zwei Reporter machen ihn sichtbar.
Irak: Die Augen von Niniveh
Fotograf Sebastian Backhaus brachte Kindern das Fotografieren bei und zeigte in einer Ausstellung, wie sie ihre Umwelt sehen.
Libanon: Nach jedem Tal geht es bergauf
Der Dauerkrise zum Trotz: Warum der Libanon noch immer eines der vielfältigsten Reiseziele im Nahen Osten bleibt.