Be careful what you wish for: Trump und einige Freunde wollen eine arabische Nato gründen. Die Sache könnte einschlagen. Fragt sich allerdings, bei wem.
Mit der Nato steht Donald Trump irgendwie auf Kriegsfuß, wobei Beobachter vermuten, dass es hauptsächlich um das Eine gehe. Der US-Präsident wünsche sich Bündnispartner, die das Portemonnaie mindestens genauso locker sitzen haben wie das Messer. Und denen gegenüber die USA zwar Lieferaufträge, aber keine Bündnispflichten zu erfüllen haben. Eine arabische Militärallianz soll her, eine »Middle East Security Alliance«.
Das Akronym MESA ist ein wenig unfreiwillig komisch. Es steht bereits – unter anderem –für die »Middle East Studies Association«, einen in Trump-Kreisen als links und pro-palästinensisch verschrienen Berufsverband amerikanischer Nahostforscher. Und es klingt bereits ein bisschen nach Mesalliance.
So nannte man in adligen und großbürgerlichen Kreisen eine Heirat, der aufgrund eines hohen Statusunterschiedes zwischen den Eheleuten wenig Aussicht auf Erfolg beschieden war. Das wird nichts, die beiden passen nicht zusammen!
Verschiedene amerikanische Medien haben in den vergangenen Wochen berichtet, dass der – bereits vor einem Jahr noch als eher fixe Idee in Umlauf gebrachte – Plan nun bald Gestalt annehmen soll: Schon im Oktober will Washington mit potenziellen arabischen Interessenten Butter bei die Fische machen.
Manche Skeptiker vermuten, auch hier sei wieder nur der Mammon Vater des Gedankens. Trump wolle Saudi-Arabien und andere, die es sich leisten können, mit Kampflugzeugen, Panzern, Raketen und Sperranlagen zusch(m)eißen, bis sie die Sonne nicht mehr sehen. Wohler Meinende vermuten, die Amerikaner wollten der arabischen Welt die Illusion verkaufen, dass sie die Politik im Nahen Osten weiterhin gestalten – bei möglichst geringen Opportunitätskosten.
Nun sind die Prioritäten der Trump-Administration im Nahen Osten hinlänglich bekannt. Erstens: Die Organisation »Islamischer Staat« vernichten, oder besser gesagt das, was amerikanische Diplomaten mitunter als das »physisch existente Kalifat« bezeichnen. Zweitens: Iran und iranischen Einfluss zurückdrängen – wohin, wieweit und mit welchen Mitteln wird man dabei noch sehen.
Drittens: Israel als jüdischem Staat maximalen Handlungsspielraum geben, um seine Sicherheits- und Territorialinteressen schnell und vollumfänglich durchzusetzen. Eine MESA sollte, so zumindest wünscht es sich die Trump-Regierung, aktiv bei der Verwirklichung eines oder mehrerer dieser drei Projekte helfen. Zumindest aber soll sie keinem davon im Wege stehen.
Darüber hinaus fragt man sich allerdings: Wie wäre eine »arabische Nato« innerlich verfasst? Und gegen wen könnte sie sich – jetzt, aber auch in Zukunft – richten?
Arabische Solidarität: Man hilft sich, wo man eben kann
Geht man davon aus, dass sich die MESA um Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten gruppiert und eventuell Jordanien und Marokko dazukämen, kann man von einer schlagkräftigen militärischen Allianz sprechen. Diese Staaten könnten einen gemeinsamen Rat und einen Militärausschuss gründen. Sie würden gemeinsame Ausbildungsprogramme, Qualitätsstandards und Codes entwickeln. Und – für etwaige Auslandseinsätze oder den Bündnisfall – ein gemeinsames Kommando.
Wie im Fall der Nato müsste man davon ausgehen, dass irgendjemand früher oder später den Rat der Mitgliedsstaaten dominiert: Saudi-Arabien etwa oder die Emirate würden das versuchen und womöglich mit Ägypten, das die zahlenmäßig größte arabische Armee stellt, in Konkurrenz geraten. Ob man sicherheitspolitische Fragen dann in der großen Runde klärt oder für sich allein, hinge von einer jeweiligen Kosten- und Nutzenrechnung ab.