Nicht nur auf Irans Straßen widersetzen sich die Menschen dem Regime – auch die Kunstwelt beteiligt sich am Protest. Etwa die Berliner Galeristin Anahita Sadighi.
Sechs hohe anatolische Butterfässer wachen über das Volk. Die Augen in die Menge gerichtet kontrollieren und bestrafen sie die Taten des Volkes. Und doch bekommt man den Eindruck, dass sie längst erstarrt und machtlos sind. Was bleibt ist der hilflose Blick auf die eigenen Untertanen.
Während die Galeristin Anahita Sadighi die 4. Etage der Charlottenburger Kant-Garagen kuratiert, brechen in Iran landesweite Proteste aus. Bilder von Schießereien und Straßenschlachten erreichen die Weltöffentlichkeit. »Als ich sah, was gerade in Iran geschieht, wusste ich: Darauf müssen wir reagieren!«, erzählt die Galeristin mit iranischen Wurzeln.
»Woman Life Freedom«, benannt nach dem wohl mittlerweile bekanntesten Slogan der Proteste, führt verschiedene historische Stränge zusammen und stellt sie in einen aktuellen Kontext. Anahita Sadighi ruft dazu auf, die Proteste in Iran global zu verstehen – »als ein feministisches Weltereignis«.
Die Ausstellung handelt von der Befreiung von einem fettig-buttrigem Regime, das sauer geworden ist und den Menschen ihren Glauben ausgetrieben hat. In ihrem Kunstwerk trotzen 50 antike persische Amphoren dem Regime. Jedes Gefäß ist eine Einzelanfertigung, jede Amphore spricht für sich. Anahita Sadighi geht es um »die Einheit, die hinter dieser Vielfalt steht«.
Die Amphoren leben von ihrer mannigfaltigen Symbolik. Als Transportmittel und Konservierungsgefäße von Milchprodukten stehen sie für die globalen Verflechtungen des persischen Kulturraums, aber auch dessen Fruchtbarkeit. Es sind Göttinnen des Widerstandes, deren Kraft sich nicht zuletzt aus den antiken Traditionen speist.
Anahita Sadighi