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Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach

Sechs Missverständnisse über den Karabach-Konflikt

Analyse
von Leo Wigger
Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach
Vom Krieg beschädigte Fassade in Schuscha/Schuschi Adam Jones / Wikimedia Commons

Stellvertreterkrieg oder Kampf der Kulturen? Über den Karabach-Konflikt kursiert eine Menge unsinniger Mythen. Zeit, mit ihnen aufzuräumen, um die aktuelle Auseinandersetzung im Südkaukasus besser zu verstehen.

1. »Es geht in dem aktuellen Konflikt allein um das Territorium der Autonomen Republik Bergkarabach«

 

Der Bergkarabach-Konflikt entzündete sich zum Ende der Sowjetzeit am Status der mehrheitlich von Armeniern besiedelten Autonomen Republik Bergkarabach innerhalb des damaligen Sowjet-Aserbaidschans, nachdem die Armenier Karabachs erst den Anschluss an Sowjet-Armenien und nach einem siegreichen Krieg bis 1994 schließlich die international bis heute nicht anerkannte Unabhängigkeit der Republik Artsakh ausriefen.

 

Im ersten Karabach-Krieg besetzten die armenischen Kräfte jedoch auch sieben angrenzende Bezirke (Rayon) Aserbaidschans, die gar nicht zu Bergkarabach gehörten und mehrheitlich von Aserbaidschanern bewohnt waren. Auch die westaserbaidschanische Großstadt Ağdam wurde zur Geisterstadt. Von aserbaidschanischer Seite wird seitdem immer wieder die Besetzung von 20 Prozent des Landes durch Armenien beklagt, auch wenn genau genommen nur 13,63 Prozent der Landesfläche nicht unter der Kontrolle der Regierung in Baku stehen (Stand vor der aktuellen Auseinandersetzung).

 

Abgesehen von der Bombardierung der Städte Schuscha und Stepanakert haben sich die aserbaidschanischen Bodentruppen im neuerlichen Krieg bisher vor allem auf diese sieben Bezirke fokussiert, insbesondere auf die Gebiete Füzuli, Zengilan und Cebrayıl, die unweit der iranischen Grenze liegen. Die sieben Bezirke sind heute nur dünn besiedelt, waren aber vor 1994 die Heimat hunderttausender Aserbaidschaner.

 

Nicht wenige Beobachter hofften nun, dass es der aserbaidschanischen Regierung vor allem um die Rückeroberung der sieben Bezirke gehe würde. Ein Sonderfall ist der Distrikt Laçın, der Armenien mit Karabach verbindet. Auch hier rücken aserbaidschanischen Truppen langsam vor.

 

Zuletzt mehrten sich jedoch die Berichte, dass die aserbaidschanische Armee auf das eigentliche Territorium der Autonomen Republik Bergkarabach vorgedrungen sei, insbesondere die Ortschaft Hadrut wurde Ziel von Kampfhandlungen. In den zurückeroberten Gebieten Bergkarabachs droht nun die permanente Vertreibung der armenischen Bevölkerung.

 

Für das Verständnis und mögliche Lösungsansätze des Konfliktes ist es wichtig, zwischen Bergkarabach und den umliegenden, von armenischen Kräften besetzten aserbaidschanischen Bezirken zu unterscheiden. In der jüngsten Fassung der sogenannten Basic Principles, des Friedensfahrplans der OSZE, wurde 2009 beispielsweise eine Rückgabe der besetzten Gebiete, ein Korridor zwischen Armenien und Karabach, sowie eine Interimsstatus und Selbstbestimmung für Karabach in den Raum gestellt. Eine Einigung scheiterte an den Details zum Abzug armenischer Kräfte.

 

2. »Die Auseinandersetzung ist rein geopolitisch motiviert. Der Konflikt ist ein Stellvertreterkrieg zwischen der Türkei und Russland. Die regionalen Akteure sind im Kern austauschbar«

 

Die Gleichung scheint klar: Auf der einen Seite Armenien, das von Russland, und in geringerem Maße auch von Frankreich und Iran unterstützt wird. Auf der anderen Seite die Türkei (sowie in geringerem Maße Israel und Pakistan), die fest an der Seite Aserbaidschans steht. Aus diesem Blickwinkel erscheint der Karabach-Krieg wie die Fortsetzung einer größeren geopolitischen Konfrontation, die man so ähnlich auch aus Syrien, Libyen und zunehmend auch aus dem östlichen Mittelmeerraum kennt und in der es im Kern um das aggressive Austarieren russischer (beziehungsweise im Mittelmeer griechischer) und türkischer Machtinteressen geht.

 

Nach dieser Lesart will die Türkei durch schnelle militärische Gewinne Aserbaidschans einen Platz am Verhandlungstisch einfordern und sich eine gewichtige Rolle als Ordnungsmacht im Südkaukasus sichern. Im Rahmen der Minsk-Gruppe der OSZE, dem von Frankreich, Russland und den USA angeführten Friedensverhandlungsformat für Karabach, war bisher kein Platz für eine Führungsrolle der Türkei. Ins Bild passend fordern Ankara und Baku nun einhellig eine stärkere Rolle der Türkei im Friedensprozess. Doch so einfach ist es nicht.

 

Zum einen ist weiterhin höchst umstritten, in welchem Umfang die türkische Armee tatsächlich militärisch involviert ist. Es ist zwar kaum denkbar ist, dass die aserbaidschanische Führung die Offensive auf Karabach ohne vorherige Rückendeckung aus Ankara begonnen hat und zudem mehren sich die Anzeichen für ein direktes militärisches Eingreifen der Türkei über den Einsatz syrischer Söldner hinaus. Bisher beharrt Ankara jedoch auf der Sprachregelung, Baku lediglich diplomatisch zu unterstützen, ohne jedoch auszuschließen, künftig militärisch zu intervenieren.

 

Eine rein geopolitische Betrachtungsweise birgt allerdings ein viel größeres Problem. Sie übersieht, welch zentralen Platz der Karabach-Konflikt im kollektiven Gedächtnis Armeniens und Aserbaidschans einnimmt und wie nationalistisch aufgeheizt die Stimmung in beiden Ländern ist.

 

Beide postsowjetischen Länder definieren und legitimieren ihre staatliche Ordnung in weiten Teilen durch das Ergebnis des ersten Karabach-Kriegs Anfang der 1990er Jahre. Armenien wurde jahrelang von der sogenannten Karabach-Clique um die Kriegsveteranen Robert Kotscharjan und Sersch Sargsjan regiert.

 

In Aserbaidschan führte der Krieg zu einem teilweisen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung, Machtkämpfen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Erst Heydar Aliyev, dem Vater des heutigen Präsidenten Ilham Aliyev, gelang eine Konsolidierung des fragilen Staatsgebildes. Die Erinnerung an diese aserbaidschanische Urkrise ist bis heute unvergessen.

 

Nur, dass sich Aserbaidschan nicht mehr in derselben Position befindet wie Anfang der 1990er Jahre. Erwirtschaftete das Land 1991 ein mageres Bruttoinlandsprodukt von 1,3 Milliarden US-Dollar, so waren es dank der sprudelnden Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor im Jahr 2019 bereits mehr als 48 Milliarden. Ein Löwenanteil des Profits ging an das Militär. So überstiegen im Jahr 2011 die Militärausgaben Bakus mit 3 Milliarden US-Dollar das gesamte Jahresbudget Armeniens.

 

In beiden Öffentlichkeiten besteht also wenig Raum für Kompromisse jenseits der unvereinbaren Maximalforderungen: ein unabhängiges oder an Armenien angeschlossenes Artsakh auf der einen Seite oder der vollständigen Wiedereroberung Karabachs und der umliegenden Bezirke auf der anderen.

 

Dass der Einfluss des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan auf Baku groß genug sein sollte, die Regierung Ilham Aliyevs bei günstigem militärischem Verlauf von der Rückeroberung ganz Karabachs abzuhalten, ist in dieser Situation nur schwer vorstellbar. In der Stimmung des nationalen Furors, der in Aserbaidschan selbst Oppositionelle wie die preisgekrönte Menschenrechtlerin Khadija İsmayılova erfasst hat, wäre das der Öffentlichkeit kaum zu verkaufen und könnte für die autokratische Regierung Aliyev selbst zur Gefahr werden.

 

Doch der Preis für ein solches Unterfangen wäre hoch: Es droht die komplette Vertreibung der armenischen Bevölkerung Karabachs, möglicherweise unter hohen zivilen Opferzahlen. Denn: Dass sich die Armenier Karabachs noch eine Zukunft unter aserbaidschanischer Kontrolle vorstellen können, ist nicht zuletzt nach den verheerenden Bombenangriffen auf die karabachische Hauptstadt Stepanakert kaum denkbar.

 

Der ehemalige armenische Präsident Kotscharjan fasste diese Gefühlslage einmal mit dem Kommentar zusammen, dass Armenier und Aserbaidschaner nach den Erfahrungen der 1980er und 1990er »ethnisch unvereinbar« seien. Ein Gefühl, das nicht wenige Armenier teilen.

 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in diesem Kontext durch sein Einverständnis oder gar die aktive (militärische) Unterstützung der aserbaidschanischen Offensive somit eine Büchse der Pandora geöffnet, die sich nur schwerlich wieder schließen lassen könnte.

 

3. »Russland ist die Schutzmacht der Armenier in Karabach«

 

Auch die russische Position im Karabach-Konflikt ist komplex. Wirtschaftlich und kulturell ist Armenien in stärkerem Umfang mit Russland verflochten als Aserbaidschan. Armenien ist zudem Mitglied in der »Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit«, einem Militärbündnis unter russischer Führung. Das Bündnis verpflichtet Russland, Armenien im Falle eines Angriffes militärisch beizustehen.

 

Nur: Bergkarabach gehört auch nach russischer Lesart völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Damit greift der Verteidigungsfall bisher nicht. Dies würde sich erst ändern, wenn Aserbaidschan Ziele auf dem Gebiet Armeniens angreifen würde, wovor sich Baku bisher aber aus gutem Grund hütet.

 

Russland unterhält zudem auch zu Aserbaidschan enge Beziehungen und versucht bisher mit begrenztem Erfolg zwischen beiden Parteien zu vermitteln. Ein von Moskau verhandelter Waffenstillstand erwies sich etwa als brüchig. Strategisch ist die russische Politik im Südkaukasus davon geprägt, einen möglichst großen Einfluss in der Region zu bewahren. Eine deutliche Parteinahme läge also kaum im russischen Interesse.

 

Von aserbaidschanischer Seite wird Russland vorgeworfen, im ersten Karabach-Krieg auf Seiten Armeniens eingegriffen zu haben. Tatsächlich unterstütze Russland, unter der Prämisse, ein militärisches Gleichgewicht zwischen den Kontrahenten zu schaffen, beide Seiten mit Waffen, wobei das militärisch anfangs unterlegene Armenien in weitaus größerem Maße Unterstützung erhielt. Im Chaos der sich auflösenden Sowjetunion kämpften damals ehemalige sowjetische Soldaten russischer Herkunft auf beiden Seiten.

4. »Der Krieg lässt sich auf eine Formel runterbrechen. Die Enkel von Genozid überlebenden Armeniern werden von Genozid verübenden Aserbaidschanern umgebracht«

 

Aserbaidschan führt derzeit einen Angriffskrieg auf armenisch bewohnte Gebiete, die allerdings völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehören. Dabei drohen potentiell dramatische Folgen für die armenische Zivilbevölkerung. Dass in der derzeitigen Situation eine Verhinderung ziviler Opfer, und insbesondere die Vermeidung weiterer Vertreibungen der armenischen Bevölkerung, für die internationale Gemeinschaft höchste Priorität haben sollte, ist selbsterklärend. Die obige These ist dennoch faktisch falsch und gefährlich, denn sie übersieht, dass auch auf aserbaidschanischer Seite kaum in Worte zufassendes Leid erfahren worden ist.

 

Nach Angaben des Experten Thomas de Waal wurden in Folge des ersten Karabach-Krieges rund 500.000 Aserbaidschaner zu Flüchtlingen, größtenteils aus den sieben besetzten Distrikten, allerdings auch aus Karabach selbst, wo vor dem Krieg rund ein Viertel der Bevölkerung der aserbaidschanischen Minderheit angehörte, insbesondere in der Stadt Schuscha.

 

Ende der 1980er Jahre waren bereits rund 200.000 Aserbaidschaner, Kurden und Russen vor ethnischer Gewalt aus dem Gebiet Armeniens nach Aserbaidschan geflohen. Unter den rund 25.000 Todesopfern des ersten Karabach-Krieges fanden sich zudem deutlich mehr Aserbaidschaner als Armenier.

 

Im Zuge der jüngsten Eskalation kam es wohl auch zu Bombenangriffen auf zivile Ziele in der zweitgrößten aserbaidschanischen Stadt Ganja, die weit entfernt von der eigentlichen Konfliktzone entfernt liegt. Während der Krieg also unterschiedliche Landesteile Aserbaidschans erfasst hat, ist Armenien bisher nicht von Kriegshandlungen betroffen.

 

Der Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915 wurde zudem nicht von den Vorfahren der heutigen Aserbaidschaner verübt, sondern im damaligen Osmanischen Reich, zu dem das Gebiet des heutigen Aserbaidschans nie gehörte. Es kam im Laufe des 20. Jahrhunderts aber auch auf aserbaidschanischer Seite immer wieder zu Pogromen an Armeniern, beispielsweise in Baku 1918 und 1990, in Sumqait 1988 oder in Schuscha 1920. Die einstmals bedeutende armenische Gemeinde in Baku zählte noch Ende der 1980er Jahre über 200.000 Menschen. Heute ist das armenische Leben in Baku quasi erloschen.

 

Diese Beispiele zeigen das ungeheure Ausmaß von Vertreibung und Gewalt auf beiden Seiten. Die erinnerte Geschichte von Armeniern und Aserbaidschanern im 20. und 21. Jahrhundert ist also von großem Leid auf beiden Seiten geprägt. Einem Leid, das auf armenischer Seite ohne den Kontext des Völkermords im Osmanischen Reich kaum zu verstehen ist, was das Leid auf aserbaidschanischer Seite jedoch weder relativiert, noch mindert.

 

5. »In Karabach stehen sich Christen und Muslime in einem Kampf der Kulturen gegenüber«

 

Es stimmt, dass die überwältigende Anzahl der Armenier Christen sind, während die Mehrheit der Aserbaidschaner kulturell vom schiitischen Islam geprägt ist. Zudem nimmt das Christentum im kollektiven Gedächtnis des modernen Armeniens eine zentrale Position ein. Der moderne armenische Nationalstaat bezieht sich auf antike und mittelalterliche armenische Reiche. Unter der Herrschaft von Tiridates III. nahm das antike Armenien im Jahr 314 (nach anderen Angaben 301) n.Chr. als weltweit erstes Reich das Christentum als Staatsreligion an. Dennoch trifft die These des Kampfes der Kulturen im Südkaukasus nicht zu.

 

Während in Armenien das Christentum somit identitätsstiftend wirkt, spielt der Islam auf aserbaidschanischer Seite keine nennenswerte politische Rolle. Das Land gehört zu den säkularsten Ländern der Welt, auch wenn praktizierter Glaube seit dem Ende der Sowjetunion in Ansätzen wiedererstarkt. Laut dem Religiösitätsindex von Gallup lag der Anteil religiöser Menschen 2015 in etwa so hoch wie in Deutschland.

 

Ideologisch ist der Panturkismus, also die Vorstellung einer Einheit aller Turkvölker, ein sehr viel bedeutenderer politischer Faktor als der Islam. Aserbaidschaner und Türken sind sprachlich und kulturell eng miteinander verbunden. Das Zurückgreifen auf eine angebliche Dichotomie zwischen Christentum und Islam sagt dabei im Zweifelsfall mehr über den Betrachter aus, als über den Karabach-Konflikt, so etwa im Fall der lautstarken Unterstützung der AfD für Armenien.

 

Auch geopolitisch macht ein religiöser Blickwinkel auf den Konflikt kaum Sinn. Aserbaidschan wird von Israel und der Ukraine unterstützt, während muslimische und (eigentlich verfeindete) Staaten wie Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate eher der armenischen Position zuneigen.

 

6. »Es handelt sich um einen uralten ethnischen Konflikt. Armenier und Aserbaidschaner stehen sich im Kaukasus seit jeher verfeindet gegenüber. Ein Zusammenleben ist nicht möglich«

 

Die Vorfahren der heutigen Armenier und turksprachige Muslime, die Vorfahren der heutigen Aserbaidschaner, leben seit mindestens tausend Jahren zusammen im Südkaukasus. Zwar war der Südkaukasus historisch kein Schmelztiegel, die unterschiedliche Gemeinschaften lebten, abseits einiger urbaner Zentren, historisch eher nebeneinander als wirklich miteinander, doch das Zusammenleben war meist friedlich.

 

Inter-ethnische Heiraten kamen vor, wirtschaftlich waren die Gemeinschaften eng miteinander verzahnt und viele Armenier und Aserbaidschaner beherrschten die Sprache des jeweils anderen. Der bis heute verehrte armenische Volkssänger Sayat-Nova (1712-1795) zeigt das beispielhaft. Er schrieb Lieder in allen großen Sprachen der Region. Doch den Großteil seines Werkes verfasste er in der Sprache, die wir heute als Aserbaidschanisch kennen.

 

Erst mit dem Aufkommen nationaler Bewegungen und Geschichtsschreibungen im späten 19. Jahrhundert sowie der russischen Expansion in den Südkaukasus änderte sich das Verhältnis. Die Gebiete des heutigen Armeniens und Aserbaidschans waren vorher Teil des persischen Orbits, nun fanden sie sich im Grenzgebiet zwischen dem Zarenreich, Persien und dem Osmanischen Reich wieder.

 

Im 20. Jahrhundert ereigneten sich die Gewaltausbrüche nach einem Muster: Wann immer die Großmächte in der Region interne Krisen durchlebten, krachte es oft auch zwischen Armeniern und Aserbaidschanern: Zum Ende des Zarenreiches, als in Schuscha und Baku Konflikte ausbrachen, in der Spätphase des Osmanischen Reiches und zum Ende der Sowjetunion, als der aktuelle Karabach-Konflikt mit der Forderung des Sowjets von Bergkarabach nach Anschluss an die armenische Sowjetrepublik seinen Lauf nahm. Abgesehen von den ersten und den letzten Jahren der Sowjetzeit war das Zusammenleben im Alltag größtenteils spannungsfrei.

 

Noch heute leben Armenier und Aserbaidschaner beispielsweise im benachbarten Georgien friedlich miteinander. Dies zeigt, dass der Konflikt zwischen beiden Gemeinschaften keiner alternativlosen Vorbestimmung entspringt. Doch mit jeder Generation in Armenien und Aserbaidschan, die keine gelebten Erinnerungen an ein gemeinsames Zusammenleben hat, sondern mit Erfahrungen und Weitererzählungen von Hass, Gewalt und Othering aufwächst, desto schwieriger wird es, die historische Normalität friedlicher Koexistenz wiederherzustellen.

Von: 
Leo Wigger

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