Das junge algerische Kino hat etwas in Bewegung gebracht: Zum einen mit seinen Filmen, die international viel Beachtung finden und ausgezeichnet werden, zum anderen, weil sich die Filmemacher für die Wiederbelebung der Kinokultur in Algier einsetzen.
In Algerien hat sich in den letzten Jahren eine junge Generation von Filmemachern und Filmemacherinnen formiert, die sich in ihren Arbeiten auf vielfältige Weise mit der aktuellen Situation im Land befassen – und dabei zugleich Bezug nehmen auf seine Vergangenheit.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Geschichte Algeriens – wie dem historischen und kulturellen Erbe der Kolonialzeit, dem Unabhängigkeitskrieg (1954–62) und der »dunklen Dekade« (1991–2001) – ist angesichts zahlreicher gesellschaftlicher Tabus keine Selbstverständlichkeit. Vor allem über den blutigen Terror der 90er Jahre, als der Krieg zwischen islamistischen Gruppen und dem Militär 200.000 Tote forderte, herrscht in Algerien weitgehend Schweigen.
Vor diesem Hintergrund präsentiert das Berliner Kino Arsenal sieben Filme aus den Jahren 2013 bis 2017, die meisten davon als Berliner Premiere, die die Nachwirkungen der Vergangenheit in der Gegenwart sondieren. Sie bieten Einblick in eine über verschiedene Generationen und Schichten hinweg traumatisierte Gesellschaft und zeigen ein Land im Stillstand.
Die Last des Unausgesprochenen, die Narben der Geschichte und das Ausmaß der Not der jungen Generation werden in allen Filmen des Programms deutlich, ob dokumentarisch, essayistisch oder fiktional angelegt. Die Konturen des heutigen Algerien zeichnen sich in der Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart ab.
Narimane Mari, die im vergangenen Jahr mit »Le Fort des Fous« bei der documenta eingeladen war, Djamel Kerkar, dessen Film »Atlal 2016« mit dem »Grand Prix des FID Marseille« prämiert wurde, und Karim Moussaoui, der mit »En attendant les hirondelles« die Sektion »Un certain regard« 2017 in Cannes eröffnete, werden ihre Filme mit dem Publikum diskutieren. Außerdem findet am 6. Mai ein Podiumsgespräch statt, das sich mit den Bedingungen des Filmemachens und der Situation der unabhängigen Kinokultur in Algerien beschäftigt.
The Past in the Present – Neue Filme aus Algerien
3. bis 6. Mai 2018 im Kino Arsenal
Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
www.arsenal-berlin.de
»The Past in the Present – Neue Filme aus Algerien« wurde von Birgit Kohler (Arsenal – Institut für Film und Videokunst) kuratiert und ist eine Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum Moderner Orient und dem Goethe-Institut Algerien.